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EU will mehr als 100.000 Euro Einlagen bei den Banken absichern

Ziemlich interessante Überlegungen, wenn auch noch nicht spruchreif. Die EU hat Angst, dass Großanleger bei Banken einen Bankrun auslösen, wenn Einlagen ab 100.000 Euro nicht versichert sind. Also sollen auch diese höheren Einlagen abgesichert werden. Dagegen ist erst einmal wenig einzuwenden, denn die Auswirkungen sind für eine Bank die gleichen, egal ob 100.000 Sparer 10.000 Euro abheben oder 1.000 Sparer 1.000.000 Euro: Die Bank hat in beiden Fällen ein Problem …

Die Leidtragenden der angedachten Änderung wären die Gläubiger der Bank, also die Anleger, die der Bank über Bankanleihen wie Bankobligationen Geld geliehen haben. Diese würden im Fall einer Pleite erst nach den Sparern Geld aus der Verwertung bekommen; erst die Sparer, dann die Gläubiger. Das wäre also genau das Gegenteil von dem, was in Zypern passiert ist. Dort wurde nur auf die Spareinlagen oberhalb von 100.000 Euro zugegriffen, die Bankanleihen hingegen wurden komplett verschont (wie die ersten 100.000 Euro Spareinlagen auch).

Für eine systematische Behandlung von Bankpleiten sprechen diese ganzen Überlegungen nicht. Das ist mehr oder weniger reine Willkür. Einmal sollen die Gläubiger zuerst leiden, dann vorrangig die Sparer. Einmal sollen alle Sparer geschnitten werden, dann nur die mit hohen Einlagen.

Seit mehr als 5 Jahren fordern alle Politiker ein Framework für die Abwicklung von insolventen Banken, weitergekommen sind wir bisher nicht einen einzigen Schritt … 

Bei einer Pleite: EU will auch wohlhabende Bankkunden schützen – International – Politik Handelsblatt

50% Haircut bei Bank of Cyprus?

Für die Sparer, die mehr als 100.000 Euro auf dem Konto hatten (und für diesen Über-100.000-Euro-Teil). (Städte, Gemeinden, Sozialkassen, etc. bekommen übrigens eine Ausnahme).

Dass 37,5% weg sind, war bekannt. Darüber hinaus gibt es einen Sicherheitspuffer von 22,5%, der für 6 Monate eingefroren wird. Sollte weiteres Geld zur Rettung des zyprischen Bankensystems notwendig werden, wird dieser Puffer verwendet. Erste Berechnungen schätzen jetzt, dass 50% des Puffers benötigt wird.

Das ist überraschend viel, insbesondere weil die Bank of Cyprus die Bank ist, der die Politiker das Überleben zutrauen. Sie wird bekanntlich mit dem guten Teil der LAIKI Bank zusammengelegt.

Der Haircut beim schlechten Teil der LAIKI Bank, wo die Guthaben oberhalb von 100.000 Euro landen, die Kunden dort haben, wird dann wohl noch um einiges höher ausfallen.

Medienbericht: Verlieren Konteninhaber bei der Bank of Cyprus 50 Prozent? – Zypern – FAZ

Flassbeck zu Zypern: Wo bleibt der Sozialplan?

Wenn ein großer Automobil-, Handy- oder Stahlhersteller die Schotten dicht macht, wird abgefunden, umgeschult, werden Auffanggesellschaften gegründet, etc. pp. Kurz: Man versucht die Ex-Angestellten (und die Region) nicht in ein schwarzes Loch fallen zu lassen.

Das ist einer der großen Gründe, warum die Marktwirtschaft und im Speziellen die Marktbereinigungskräfte (ergo der Marktaustritt vom Großteil der Bevölkerung akzeptiert wird. Man sieht ein, dass Pleiten sein müssen, aber gleichzeitig würde die Gesellschaft ein Hire and Fire wie in den USA ablehnen.

Wenn man sich jetzt aber die Rosskur in Griechenland oder Zypern anschaut, fragt man sich, wo ähnliche Programme dort bleiben. Wo ist das Abfedern der Rosskur? Wo sind die Zukunftsaussichten? Wo ist die Vision?

Jeder, der halb­wegs durch­schaut, was pas­siert ist, weiß, dass man dem Land seine Exis­tenz­grund­lage über Nacht geraubt hat, ohne etwas ande­res an des­sen Stelle zu set­zen. Jeder weiß, dass Mas­sen­ar­beits­lo­sig­keit, Aus­wan­de­rung und ein jah­re­lan­ger Zer­fall die Folge sein wer­den. Wenn man die­ses Vor­ge­hen den ver­gleichs­weise aus­ge­feil­ten Aktio­nen von Überg­angs­fris­ten, Abfin­dungs­gel­dern, sozial ver­träg­li­chen Ent­las­sungs­plä­nen, Auf­fang­ge­sell­schaf­ten und öffent­li­cher Regio­nal­för­de­rung gegen­über­stellt, die hier­zu­lande unter­nom­men wer­den, wenn nur ein ein­zi­ger gro­ßer Arbeit­ge­ber die Segel streicht, wird offen­sicht­lich, was den Zyp­rern zuge­mu­tet wird.

Der Fall Zypern oder die Folgen der kollektiven Ignoranz | Flassbeck Economics

Zum Verlust des Geschäftsmodells siehe auch

Die wunderbare Welt der Wirtschaft!: Wie tief wird die Rezession in Zypern?

Ganz nebenbei ist es ein Plädoyer Flassbecks für Bankenrettungen, ein Punkt, der einigen Lesern nicht schmecken wird (den ich aber trotzdem für richtig halte …).

Bild

Der Bankrun auf Zypern läuft schon lange …

(Auch wenn die Journalisten am Donnerstag vergeblich versuchten, Bilder davon zu erhaschen)

(via „Mehr Solidarität mit Deutschland, bitte!“ | WeitwinkelSubjektiv)

Link

Wie sich Zyperns Banken in den Ruin spekulierten – Wallstreetjournal.de

Als Griechenland schon Pleite war, lieferte der EU Bankenstresstest 2010 für die zyprischen Banken noch ein positives Signal: alles in Ordnung, kein zusätzliches Eigenkapital notwendig. Und die zyprischen Banken expandierten weiter lustig in Griechenland und kauften griechische Staatsanleihen.

Wobei letzteres auch gut auf schlichte Bestechung zurückgehen könnte, siehe mein Posting von gestern: Zyperns Geldwäsche Tradition und wieso Zypern so viele Griechenbonds hatte – egghat’s not so micro blog

Update (09.04.12):

Heute auch nochmal in der FAZ, jetzt gestützt auf Untersuchungsergebnisse einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

Interessanter Nebenaspekt: Es wurden massenhaft Daten auf den Rechner der Vorstände gelöscht.

Brisanter Untersuchungsbericht: Kaufrausch stürzte Bank of Cyprus in den Ruin – Zypern – FAZ

oder ohne LSR:

Prüfbericht belastet zypriotische Banker – Zypern – derStandard.at › Wirtschaft

Wie sich Zyperns Banken in den Ruin spekulierten – Wallstreetjournal.de

WSJ: Britische Banken brauchen 29,5 Mrd. € bis Ende 2013

Das berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf die englische Zentralbank. Das ist aber nur die halbe Wahrheit (und zwar ziemlich genau), denn das gesamte Loch in den Bankbilanzen der britischen Großbanken schätzt die Bank Of England auf 50 Mrd. Pfund (oder etwa 59 Mrd. Euro).

Etwa 30 Mrd. Pfund gehen auf ausfallende Kredite bei britischen Gewerbeimmobilien und andere Kreditausfälle in Südeuropa zurück. Etwa 10 Mrd. auf Strafen der diversen kriminellen Geschichten, denen man bei Banken anscheinend gerne nachgeht (Stichwort: LIBOR). Weitere 12 Mrd. Pfund werden nötig, weil sich die Risikobewertung einiger Assets verschlechtert hat (sprich es wird ein höheres Risiko angenommen, was mehr Eigenkapital nach sich zieht).

Die RBOS soll den höchsten Kapitalbedarf haben, aber da wird es kein Problem sein, einen Aktienkäufer zu finden. Es wird der gleiche sein, der in den letzten Jahren bereits 81% der Aktien gekauft hat: der britische Staat …

U.K. Banks Facing Capital Shortfall – WSJ.com

Zyperns Geldwäsche Tradition und wieso Zypern so viele Griechenbonds hatte

Interessante kleine Anekdote aus den 90ern aus dem Serbien zu Milosevics Zeiten: Es gab fast jeden Tag sehr preiswerte Flüge von Belgrad nach Israel. Für die eigentlich kein Bedarf bestand, wenn es denn den Zwischenstopp auf Zypern nicht gegeben hätte. Dort stieg nämlich ein Haufen Männer mit Aktenkoffern aus. Was da wohl drin gewesen sein mag ;-) ? Die zweite Etappe des Flugs flog die Maschine quasi leer.

Aber damit wohl noch nicht Ende der Geschichte. Ein (wohl gut informierter) Banker rät den Ermittlungsbehörden, einen Blick auf die Anleihenkäufe der kriselnden zyprischen Banken zu werfen. Diese kauften nämlich noch Griechenlandbonds, als alle anderen schon verkauften (bis auf ein paar hartgesottene Hedgefonds). Das mag der Aussicht der Bankangestellten auf hohe Boni geschuldet gewesen sein (geht zwar mittelfristig nicht gut, aber vielleicht gibt’s ja ein oder zwei Jahre noch hohe Zinsen und damit Boni), vielleicht steckte dahinter aber noch mehr.

Der Banker hält “Provisionsgeschäfte” für denkbar. Nach dem Motto: Finde einen Käufer für meine Griechenlandanleihen und du bekommst 5% Provision. Diese Provision könnten sich der Angestellte der zyprischen Bank und der Verkäufer geteilt haben. Damit wäre die zyprische Bank aber klar betrogen worden.

In der Gänze ein lesenswerter Artikel:

Zypern: Von Zwischenstopps und Zwischenhändlern – Europäische Union – FAZ

Kurz was zu Zypern.

Interessanterweise ist die Darstellung vom Wochenende, dass die Bundesregierung auf den Haircut bei den zypriotischen Bankeinlagen gepocht hat, wohl so nicht haltbar. Deutschland wollte zwar auf die Bankeinlagen zugreifen, aber laut Schäubles Eigenaussage wollte er die 100.000 Euro Grenze berücksichtigen, sprich die EU-Bankeinlagen-Garantie am Leben erhalten. Für höhere Kundeneinlagen sollte es dann nach Schäuble einen heftigeren Schnitt als die 9,9% geben, die aktuell angepeilt werden. Hier ist aber generell das letzte Wort noch nicht gesprochen, ich schätze, dass es noch einen Freibetrag geben wird (wohl nicht 100.000, eher so 20.000), und der Abschlag für größere Guthaben höher wird. Eventuell sinkt auch nur die Prozentzahl für kleinere Guthaben. Warten wir mal ab. (Gegen den Schäuble Vorschlag war u.a. die EU-Kommission und die EZB).

Meine generelle Einschätzung:

a) Ich erwarte keinen Bankrun, Panikmache in diese Richtung halte ich für übertrieben. IMHO war das Risiko in dieser Krise für größere Verluste in einigen Ländern zu einigen Zeitpunkten schon deutlich höher (u.a. in Zypern,) aber der Bankrun hat nur in Ansätzen stattgefunden. Ich habe das ziemlich intensiv beobachtet und bin selber überrascht, wie ruhig (geradezu transusig) die Sparer in Italien, Spanien, etc. reagiert haben. Wenn ich dort wohnen würde, hätte ich nur das nötigste Minimum bei der Bank, der Rest wäre schön zu Hause, entweder in Banknoten oder im guten alten glänzenden … (bei 0,25% Guthabenzinsen kein Problem) 
Allerdings kann man nicht ausschließen, dass die Bevölkerung diesen *direkten* Zugriff auf das Geld kritischer sieht und deutlicher spürt als eine kleine jährliche Besteuerung oder den Kaufkraftverlust durch Inflation. Und daher im Gegensatz zu beidem vorgenannten dieses Mal ausnahmsweise doch handelt.

b) Einen Bankrun kann ich allerdings auch nicht auszuschließen, daher verstehe ich nicht, warum die EU dieses Risiko fährt, wo es doch nur um 6 Mrd. Euro geht.

Unter Chance-Risiko-Gesichtspunkten halte ich den Deal daher für nicht ausgewogen. Das Risiko kann man eigentlich nur gehen, wenn dabei richtig Geld in die Staatskassen kommt. Also zum Beispiel in dem man die Zypernnummer einfach mal in der ganzen Eurozone durchzieht …

Niederlande (halb)mutig: Bankgläubiger der SNS schauen in die Röhre.

Aber nur die nachrangigen Gläubiger …

Wer Sparbücher oder erstrangige Anleihen hatte, bekommt von der Pleitebank das komplette Geld zurück (natürlich nicht von der Bank, sondern vom Staat).

In Spanien hatte man ein ähnliches Vorgehen bei der Bankia auch schon geplant. Da gingen die Sparer, die die Anleihen hielten, aber auf die Straße und bekamen dann doch ihr Geld zurück. Die Bank habe die Anleger über die Nachrangigkeit getäuscht. Was natürlich auch nicht schwierig ist, weil 90% der Anleger den Unterschied zwischen Vor- und Nachrangigkeit nicht kennen dürften.

In Irland wurden vor ein paar Jahren übrigens alle Bankgläubiger ausgezahlt, weil die EZB (und Merkel) das wollte. Man könne die Ansteckung anderer Banken nicht riskieren. Erst müsse man eine Insolvenzordnung für Banken schaffen.

Toll, dass man aus diesem Grund Bankgläubiger auch 2013 noch (nahezu) vollständig retten kann. Was haben die Politiker in den letzten 5 Jahren eigentlich getrieben?

Niederlande : Europa enteignet erstmals die Gläubiger einer Bank – Nachrichten Geld – DIE WELT

Die SNS ist übrigens nicht wirklich klein. Die Bilanzsumme liegt immerhin bei 134 Mrd. Euro, das ist knapp ein Viertel des BIPs der Niederlande. Die Verstaatlichung wird den Staat geschätzte 3,7 Mrd. Euro kosten, wenn sich denn die Sicherheiten zu Geld machen lassen. Was gar nicht so sicher ist, die Preise am holländischen Immobilienmarkt sind ja schon länger im Sinkflug und nun ja, die Geschwindigkeit des Preisrückgangs nimmt nicht ab …

Bankia: Wie schnell aus 7 Milliarden 19 werden können

Verlust versteht sich.

Die spanische Bank lieferte schon einige Male Negativschlagzeilen (u.a. Die wunderbare Welt der Wirtschaft!: Spanien verstaatlicht Bankia) was ja eigentlich gar nicht sein konnte, weil der EU-Bankenstresstest ja ”Null Problemo” lieferte (Bankia – Null problemo – egghat’s not so micro blog).

Nun ja, jetzt sind aus den 7 Milliarden Euro Verlust in den ersten drei Quartalen 19 Milliarden für’s Gesamtjahr geworden. Und dabei wurden in den ersten drei Quartalen bereits 11,5 Mrd. abgeschrieben, da gab es wohl noch einen “Nachschlag” in ähnlicher Höhe.

Spanische Bankia will 6.000 Stellen streichen – Banken – derStandard.at › Wirtschaft

2013 will die Bankia wieder profitabel werden und 2015 noch profitabler sein, was sie natürlich kackfrech in die Überschrift schreibt, vom Megaverlust dagegen kein Wort. (Grupo BFA-Bankia vuelve a beneficios en 2013 y tendrá un resultado neto de 1.200 millones en 2015 – Noticias – Actualidad – Comunicación – Bankia)

Die Bankia benötigt nun 17,959 Mrd. Euro aus dem spanischen Rettungsfonds (4,5 Mrd. davon sind bereits im September geflossen), der seinerseits aus Brüssel gefüllt wird.