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Lesen Sie selbst, wie Zypern uns betrogen hat: Dokument enthüllt Geldwäsche-Tradition – Politik Inland – Bild.de

So. Ein Link zur Bild. Da habt ihr’s …

Aber die Ausnahme ist gut begründet. Neben der unsäglichen Überschrift ist die Zusammenfassung des geheimen Untersuchungsberichts der EU nämlich ganz gut und außerdem – sehr lobenswert – hat die Bild das Dokument auf ihrem Server zur Verfügung gestellt (sonst wüsste ich ja auch nicht, dass die Zusammenfassung was taugt …).

Der Bericht belegt alle Vorurteile über das zyprische Bankensystem. Briefkastenfirmen en masse, lasche Kontrollen, wenig Überwachung.

In den Details wird es durchaus spannend.

Viele der Kontoinhaber sind über mehrere Stufen mit Treuhändern und Zwischenholdings getarnt. Als wenn das noch nicht kompliziert genug wäre, ändern sich diese Konstruktionen häufig. Das alles dient natürlich nur zur Tarnung des eigentlichen Besitzer, der schon wissen wird, warum er sich tarnt und warum er so viele Anwälte dafür bezahlt …

Das führt im Endergebnis dazu, dass die zyprischen Banken in 27% der Fälle gar nicht wissen, wem das Geld auf dem Konto eigentlich gehört. Dass die zyprischen Banken dazu durchaus in der Lage wären, zeigt der Anteil der unklaren Daten bei den vergebenen Krediten: Hier liegen nur in 11% der Fälle unklare Daten vor. Kurz: Wenn die Bank Geld bekommt, prüft sie lasch, wenn sie Geld verleiht, legt sie Wert darauf, den Besitzer zu kennen.

Das Ganze wird noch schlimmer, wenn man weiss, dass das zyprische Unternehmensverzeichnis einen Bearbeitungsstau von 10 Jahren hat (meldet Bild, im Dokument finde ich das nicht). Bei einem derart schlecht gepflegten Firmenregister wird das Auseinanderklamüsern (ich liebe dieses Wort, merkt man, gell?) der eh schon komplizierten Firmen-Holding-Treuhänder-Strukturen quasi unmöglich.

Auch die Erkennung von Geldwäsche bei den Banken scheint (absichtlich?) schlecht zu funktionieren. Die Wirtschaftsprfüfer von Deloitte habe bei einem schnellen Scan über die größten Konten 29 auffällige Transaktionen gefunden, die Banken selber keine einzige …

Das Originaldokument bekommt man hier.

Update (16:06);

Pantelouris findet den Bild-Artikel unterirdisch. Nun ja, das sehe ich anders (auch wenn er einige valide Punkte anspricht, allerdings auch vieles verschweigt. Denn die Bild hat sich die Sachen ja nicht ausgedacht, die stammen von der EU)

Mein dir deine Bildung! « Michalis Pantelouris

 

Lesen Sie selbst, wie Zypern uns betrogen hat: Dokument enthüllt Geldwäsche-Tradition – Politik Inland – Bild.de

EU will mehr als 100.000 Euro Einlagen bei den Banken absichern

Ziemlich interessante Überlegungen, wenn auch noch nicht spruchreif. Die EU hat Angst, dass Großanleger bei Banken einen Bankrun auslösen, wenn Einlagen ab 100.000 Euro nicht versichert sind. Also sollen auch diese höheren Einlagen abgesichert werden. Dagegen ist erst einmal wenig einzuwenden, denn die Auswirkungen sind für eine Bank die gleichen, egal ob 100.000 Sparer 10.000 Euro abheben oder 1.000 Sparer 1.000.000 Euro: Die Bank hat in beiden Fällen ein Problem …

Die Leidtragenden der angedachten Änderung wären die Gläubiger der Bank, also die Anleger, die der Bank über Bankanleihen wie Bankobligationen Geld geliehen haben. Diese würden im Fall einer Pleite erst nach den Sparern Geld aus der Verwertung bekommen; erst die Sparer, dann die Gläubiger. Das wäre also genau das Gegenteil von dem, was in Zypern passiert ist. Dort wurde nur auf die Spareinlagen oberhalb von 100.000 Euro zugegriffen, die Bankanleihen hingegen wurden komplett verschont (wie die ersten 100.000 Euro Spareinlagen auch).

Für eine systematische Behandlung von Bankpleiten sprechen diese ganzen Überlegungen nicht. Das ist mehr oder weniger reine Willkür. Einmal sollen die Gläubiger zuerst leiden, dann vorrangig die Sparer. Einmal sollen alle Sparer geschnitten werden, dann nur die mit hohen Einlagen.

Seit mehr als 5 Jahren fordern alle Politiker ein Framework für die Abwicklung von insolventen Banken, weitergekommen sind wir bisher nicht einen einzigen Schritt … 

Bei einer Pleite: EU will auch wohlhabende Bankkunden schützen – International – Politik Handelsblatt

EU-Frühlingsprognose: 2013 -0,1% (EU27),-0,4% (EU17)

Wenig überraschend ist das eine Senkung gegenüber den vorherigen Prognosen:

EU-Winterprognose: 2013 0,1% (EU27), -0,3% EU17 – egghat’s not so micro blog

Und bei der Prognose im Herbst wurden noch 0,4% (EU27) bzw. 0,1% (EU17) BIP Plus gesehen, was angesichts der Fehleinschätzung des letzten Quartals 2012 (das entgegen der Prognose im Minus landete), schon deutlich daneben ist.

Naja, zur neuen Prognose:

2013 wird jetzt auch für die Gesamt-EU (EU27) mit 0,1% im Minus gesehen, das Minus der Eurozone (EU17) wurde leicht auf -0,4% erhöht.

2014 werden jetzt in der EU27 +1,4% (vorher +1,6%) und in der EU17 +1,2% (vorher +1,4%) gesehen.

Die einzelnen Änderungen sind (wie die Gesamtsumme) wenig dramatisch. (Insgesamt schon, denn die EU-Kommission hat ja viermal im Jahr Gelegenheit, die Prognosen zu senken …). Frankreich wird jetzt leicht unter Null gesehen, was dann technisch eine Rezession wäre. Aber nun ja, so wahnsinnig groß ist der Unterschied zwischen plus und minus 0,1% dann auch nicht.

Spannender schon die Änderung in Zypern. Dort werden jetzt 8,7% BIP-Minus für 2013 und weitere -3,9% für 2014 gesehen (vorher -2,5 und -1,3%). Dass die alte Prognose VIEL zu optimistisch war, hatte ich ja bereits geschrieben (Die wunderbare Welt der Wirtschaft!: Wie tief wird die Rezession in Zypern?).

Und auch die neue Vorhersage scheint mir angesichts des fehlenden Geschäftsmodells für Zypern noch zu positiv zu sein. In Zypern ist durch den Haircut auf die Konten mit mehr als 100.000 Euro im Prinzip das gleiche passiert wie in Spanien oder Irland. Dort lag das Vermögen in Immobilien (die jetzt deutlich weniger wert sind, siehe Immobilienpreise in Europa seit 2000 bis heute. … – egghat’s not so micro blog), die Schulden hingegen sind genau so  und weiterhin vorhanden wie zuvor. Und das war noch nie eine gute Basis für einen Wirtschaftsaufschwung.

Übrigens muss man mit der neuen Prognose für das BIP auch die Prognose für den Schuldenstand Zyperns (der ja in Prozent des BIPs gemessen wird) überarbeiten. Dieser wird jetzt bei 109,5% des BIPs 2013 und 124% 2014 gesehen.

http://ec.europa.eu/economy_finance/publications/european_economy/2013/pdf/ee2_en.pdf

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Focus: „Schuldenkrise in Europa kostete bereits 184 Milliarden Euro“ Nö!

Nö, lieber Focus, bis jetzt kostete das noch gar nichts, weil das nur Kredite sind. (OK, so gut wie gar nichts, weil es nur in Griechenland einen Haircut für die Staatsanleihen gab, der für ein paar Milliarden Minus in den Staatskassen sorgte).

Ich schließe nicht aus, dass von den Krediten noch mehr abgeschrieben werden (ich gehe sogar davon aus), aber es wird selbst dann nicht auf 100% Haircut hinauslaufen.

Übrigens landen in Deutschland “nur” knapp 30% der Gesamtsumme, die in der Überschrift genannt werden, weil ja auch andere mithaften und zahlen. Es geht also aus unserer deutschen Sicht um etwa 50 Mrd., nicht um nahezu 200 Milliarden. Aber das wäre wohl eine wesentliche ungeilere Überschrift gewesen …

Focus: „Schuldenkrise in Europa kostete bereits 184 Milliarden Euro“ Nö!

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Euro-Krise: Zyprischer Bankensektor könnte mehr Geld benötigen – Frühaufsteher – FAZ

Ach was! Eine Abwärtsspirale in Zypern könnte kommen und alle Zahlen Makulatur sein? Nein, sag bloß …

Die wunderbare Welt der Wirtschaft!: Wie tief wird die Rezession in Zypern?

Euro-Krise: Zyprischer Bankensektor könnte mehr Geld benötigen – Frühaufsteher – FAZ

“Arme Deutsche” / reiche Deutsche: Steltzner (FAZ) macht sich die Welt, wie sie ihm gefällt | annotazioni.de

http://www.annotazioni.de/post/1159

Dass Steltzner die Rentenansprüche der Deutschen manchmal als Vermögen sieht und manchmal nicht (je nachdem wie er es gerade für seine Argumentation braucht) hatte ich ja gestern schon vermutet. ( http://www.diewunderbareweltderwirtschaft.de/2013/04/sind-wir-deutschen-jetzt-arm-oder-nicht.html Update 4)

Schön, das bestätigt zu bekommen: den Armutsbericht der Bundesregierung relativiert er (arme haben doch Rentenansprüche und sind gar nicht so arm), im Vermögensbericht hingegen macht er jeden, der auf die Rentenansprüche als Vermögen hinweist, zum Deppen.

Toller Fund.

(Update zu: Die wunderbare Welt der Wirtschaft!: Sind wir Deutschen jetzt arm? Oder nicht?)

50% Haircut bei Bank of Cyprus?

Für die Sparer, die mehr als 100.000 Euro auf dem Konto hatten (und für diesen Über-100.000-Euro-Teil). (Städte, Gemeinden, Sozialkassen, etc. bekommen übrigens eine Ausnahme).

Dass 37,5% weg sind, war bekannt. Darüber hinaus gibt es einen Sicherheitspuffer von 22,5%, der für 6 Monate eingefroren wird. Sollte weiteres Geld zur Rettung des zyprischen Bankensystems notwendig werden, wird dieser Puffer verwendet. Erste Berechnungen schätzen jetzt, dass 50% des Puffers benötigt wird.

Das ist überraschend viel, insbesondere weil die Bank of Cyprus die Bank ist, der die Politiker das Überleben zutrauen. Sie wird bekanntlich mit dem guten Teil der LAIKI Bank zusammengelegt.

Der Haircut beim schlechten Teil der LAIKI Bank, wo die Guthaben oberhalb von 100.000 Euro landen, die Kunden dort haben, wird dann wohl noch um einiges höher ausfallen.

Medienbericht: Verlieren Konteninhaber bei der Bank of Cyprus 50 Prozent? – Zypern – FAZ

Flassbeck zu Zypern: Wo bleibt der Sozialplan?

Wenn ein großer Automobil-, Handy- oder Stahlhersteller die Schotten dicht macht, wird abgefunden, umgeschult, werden Auffanggesellschaften gegründet, etc. pp. Kurz: Man versucht die Ex-Angestellten (und die Region) nicht in ein schwarzes Loch fallen zu lassen.

Das ist einer der großen Gründe, warum die Marktwirtschaft und im Speziellen die Marktbereinigungskräfte (ergo der Marktaustritt vom Großteil der Bevölkerung akzeptiert wird. Man sieht ein, dass Pleiten sein müssen, aber gleichzeitig würde die Gesellschaft ein Hire and Fire wie in den USA ablehnen.

Wenn man sich jetzt aber die Rosskur in Griechenland oder Zypern anschaut, fragt man sich, wo ähnliche Programme dort bleiben. Wo ist das Abfedern der Rosskur? Wo sind die Zukunftsaussichten? Wo ist die Vision?

Jeder, der halb­wegs durch­schaut, was pas­siert ist, weiß, dass man dem Land seine Exis­tenz­grund­lage über Nacht geraubt hat, ohne etwas ande­res an des­sen Stelle zu set­zen. Jeder weiß, dass Mas­sen­ar­beits­lo­sig­keit, Aus­wan­de­rung und ein jah­re­lan­ger Zer­fall die Folge sein wer­den. Wenn man die­ses Vor­ge­hen den ver­gleichs­weise aus­ge­feil­ten Aktio­nen von Überg­angs­fris­ten, Abfin­dungs­gel­dern, sozial ver­träg­li­chen Ent­las­sungs­plä­nen, Auf­fang­ge­sell­schaf­ten und öffent­li­cher Regio­nal­för­de­rung gegen­über­stellt, die hier­zu­lande unter­nom­men wer­den, wenn nur ein ein­zi­ger gro­ßer Arbeit­ge­ber die Segel streicht, wird offen­sicht­lich, was den Zyp­rern zuge­mu­tet wird.

Der Fall Zypern oder die Folgen der kollektiven Ignoranz | Flassbeck Economics

Zum Verlust des Geschäftsmodells siehe auch

Die wunderbare Welt der Wirtschaft!: Wie tief wird die Rezession in Zypern?

Ganz nebenbei ist es ein Plädoyer Flassbecks für Bankenrettungen, ein Punkt, der einigen Lesern nicht schmecken wird (den ich aber trotzdem für richtig halte …).

Bild

Der Bankrun auf Zypern läuft schon lange …

(Auch wenn die Journalisten am Donnerstag vergeblich versuchten, Bilder davon zu erhaschen)

(via „Mehr Solidarität mit Deutschland, bitte!“ | WeitwinkelSubjektiv)

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Wie sich Zyperns Banken in den Ruin spekulierten – Wallstreetjournal.de

Als Griechenland schon Pleite war, lieferte der EU Bankenstresstest 2010 für die zyprischen Banken noch ein positives Signal: alles in Ordnung, kein zusätzliches Eigenkapital notwendig. Und die zyprischen Banken expandierten weiter lustig in Griechenland und kauften griechische Staatsanleihen.

Wobei letzteres auch gut auf schlichte Bestechung zurückgehen könnte, siehe mein Posting von gestern: Zyperns Geldwäsche Tradition und wieso Zypern so viele Griechenbonds hatte – egghat’s not so micro blog

Update (09.04.12):

Heute auch nochmal in der FAZ, jetzt gestützt auf Untersuchungsergebnisse einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

Interessanter Nebenaspekt: Es wurden massenhaft Daten auf den Rechner der Vorstände gelöscht.

Brisanter Untersuchungsbericht: Kaufrausch stürzte Bank of Cyprus in den Ruin – Zypern – FAZ

oder ohne LSR:

Prüfbericht belastet zypriotische Banker – Zypern – derStandard.at › Wirtschaft

Wie sich Zyperns Banken in den Ruin spekulierten – Wallstreetjournal.de