Monatsarchiv: April 2011

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Deutsche Bank und Commerzbank im Visier: EU leitet Kartellverfahren gegen 16 Banken ein – Wirtschaftspolitik – Wirtschaft – FAZ.NET

Erstmal ein Lob an den WDR, der diese Nachricht in seinen Radionachrichten tatsächlich vor der blöden Hochzeit zweier Transferleistungsempfänger in Großbritannien gebracht hat.

Dann aber direkt die Kritik, denn ich habe gestern auf dem Weg ins Stadion (danke für das Beileid) exakt NULL verstanden, worum es dabei ging. Zwar wurde halbwegs sinnvoll erklärt, was denn ein CDS (Credit Default Swap=Kreditausfallversicherung) ist, aber nicht, worum es genau geht.

Huch, dachte ich, der ganze CDS Markt manipuliert? Das wäre (auch wenn viele den Markt eh für Murks halten) schon eine größere Nummer. Oder Insiderhandel in diesem Markt?

Nein, es ist (laut FTD) viel einfacher und damit auch viel weniger bedeutend. Es geht nämlich darum, dass die großen Banken die Daten aus dem CDS Handel EXKLUSIV an den Datendienstleister Markit verkaufen (den ich auch für die Zahlen heranziehe). Sie stellen die Daten also nicht jedem zur Verfügung.

Im Endeffekt geht es hier um etwas, das man am einfachsten als Monopolvorwurf zusammenfassen könnte.

Auch im angehängten Verfahren mit den Banken und der Börse ICE geht es um etwas ähnliches: Privilegierte Behandlung einiger Großkunden.

Deutsche Bank und Commerzbank im Visier: EU leitet Kartellverfahren gegen 16 Banken ein – Wirtschaftspolitik – Wirtschaft – FAZ.NET

Jetzt neu: American Angst

Scheinbar haben wir das Produkt, das in Deutschland eine noch größere Historie hat als das Auto, die German Angst nun endlich ebenfalls erfolgreich exportiert. Und zwar in das Land, das dafür am wenigsten anfällig erschien: Die USA.

Ein schöner Blick von Horst von Buttlar in der FTD in die amerikanische Seele  und wie sich die USA in den letzten knapp anderthalb Jahrzehnten durch zwei geplatzte Spekulationsblasen geändert haben.

Schöne Wochenendlektüre! (Keine Angst, es kommt nur auf Seite 1 etwas Detroit-Ruinen-Pron)

Essay: Amerikas Abstieg | FTD.de

ARD Radio Doku zur Hyporealestate

Das ist zwar schon über ein halbes Jahr alt, aber trotzdem noch ganz hörenswert. OK, wer hier seit drei Jahren oder so mitliest, wird nur wenig Neues entdecken. Und jammernde Geschädigte kommen auch wieder vor (“168.000 Euro in HRE Aktien für meine geistig behinderte Tochter”. Autsch, wer so viel Geld ausschließlich in eine Aktie steckt, ist ähm …).

Aber trotzdem kann man sich das ganz gut anhören. Auch wenn die Sprecher teilweise eher peinlich sind, vor allem der (inzwischen nicht mehr auffindbare) Bruckermann. Und die Aussagen manchmal eher platt (Ex-HRE-Chef Funke werden Aussagen wie “mich interessiert nur, wie ich an mein Geld komme” in den Mund gelegt). Es lohnt sich schon allein für die naive Aussage von Ex-ARD-Börsenberichterstatter Lehmann, dass Funke mindestens 5 Jahre in den Knast wandern muss und wird …

Wer einen Überblick über die Themen bekommen will, kann auch erst das Manuskript überfliegen und sich dann u.U. die 53 Minuten sparen …

September « das ARD radiofeature

Europa am Ende?

Man bedenke: Der Euro wackelt und das Schengen-Abkommen auch.

Damit schaffen es die Politiker, an genau den zwei Errungenschaften die Axt anzulegen, die die Bevölkerung an Europa gut finden, weil sie deren Vorteile am eigenen Leib erfahren können.

Weissgarnix hatte mit seiner Einschätzung vor ein paar Monaten schon Recht, dass die Euro-Krise keine wirtschaftliche mehr sei, sondern eine politische.

Die Politiker haben scheinbar komplett den Überblick verloren. Sie wissen nicht was Europa soll, wohin es sich entwickeln soll und wie man es der Bevölkerung am besten verkauft. 

Debatte über Grenzkontrollen: Die Lunte an Europa gelegt – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik

Münchau – Nur ein Nein zum ESM rettet den Euro

Ganz interessante Einschätzung von Wolfgang Münchau in der FTD, der nicht nur auf die Probleme des ESM hinweist, sondern auch explizit auf eine Nachbesserung pocht. Weil nur mit einem Nein zum ESM grundlegende Fehler in der Konstruktion beseitigt werden können und am Ende auch nur so die Mehrheit der europäischen Bevölkerung hinter diesem Plan stehen kann.

Irgendwann geht der Schuss mit angeblich “alternativlosen” Rettungspaketen nämlich nach hinten los. Siehe Finnland. Denn “alternativlos” scheint zu einem Synonym für “schlecht gemacht, aber stimmt bloß zu” zu werden.

Am Ende wird über den ESM eh abgestimmt werden. Besser man konstruiert den vor vornherein vernünftig und hat am Ende eine Bevölkerung, die dahinter steht und im Fall der Fälle (der kommen wird) auch zustimmt. Oder man hat einen ESM, der Murks ist und riskiert dann am Ende ein Nein. Sei es aus Finnland, sei es aus der Slowakei oder gar aus Deutschland.

Und damit wäre dann niemandem gedient …

Kolumne: Wolfgang Münchau – Nur ein Nein rettet den Euro | FTD.de

53,2% des weltweiten Zementverbrauchs landen in China

Also etwas mehr als die Hälfte …

Knapp die Hälfte des Weltverbrauchs geht auch bei Eisenerz (47,7%) und bei Kohle (46,9%) allein an China.

Und das bei einem chinesischen Anteil von 9,4% am Welt-BIP. Beeindruckend.

Auch bei Schweinen, Blei, Zink und Aluminium liegt der chinesische Anteil bei über 40%.

Interessanterweise liegt der Anteil beim Öl nur bei 10,3%. Und da wird China doch immer als der große Nachfrage- und damit Preistreiber genannt. Hmm.

China’s Share – .- -. .- – —- — -.— / —- ..-. / – …. .. -. —. …

Aber zurück zum eigentlichen Punkt: Ob der Verbrauch der oben genannten Rohstoffe in China mit einem vier- bzw. fünffachen des BIP-Anteils lange so anhalten kann, darf man doch arg anzweifeln.

Klar, der Anstieg der Rohstoffpreise hat einen fundamentalen Grund (steigende Bevölkerungszahl, steigender Wohlstand), aber das schließt eine Blase nicht aus. Auch für die ersten Jahre der US-Immobilienblase gab es Gründe, für die letzte Hälfte oder sogar zwei Drittel hingegen nicht. Die Frage ist nur, ob wir schon in der zweiten Hälfte der Immobilienblase sind.

Deshalb: Bei Aussagen wie “für immer” wäre ich vorsichtig …

Anlagestrategie: Grantham sieht Zeiten fallender Rohstoffpreise für immer vorbei – Strategie & Trends – Finanzen – Investor – FAZ.NET

Silber war heute auf Allzeithoch

Das ist sehr bemerkenswert, weil Silber bisher immer auf einen quasi unerreichbaren Peak bei 49,48$ je Feinunze Anfang der 80er Jahre zurückblickte. Damals versuchten die Gebrüder Hunt den Silbermarkt zu “cornern”, also einfach den gesamten Markt aufzukaufen. Das ist gar nicht so schwierig, denn so unglaublich groß ist der Silbermarkt nicht.

Die wunderbare Welt der Wirtschaft!: Der Corner-Versuch im Silber der Brüder Hunt

Heute ist der Silberpreis 3 Cent über diesen historischen Kurs gestiegen, also auf 49,51$ je Feinunze. Danach ging es wieder leicht nach unten.

Ich hätte nicht gedacht, dass Silber diesen Peak so schnell schafft …

Das beste Buch über die US-Immobilienblase …

… ist womöglich nicht eines mit mehr oder weniger theoretischen Betrachtungen, die *nach* der Krise aufgeschrieben wurden, sondern eines, das kurz vor dem Platzen der Blase noch zum Einstieg geraten hat. Da kann man am besten und ungefiltert lesen, mit welchen Argumenten auch die höchsten Preise noch richtig gebogen werden.

Das haben sich jetzt auch ein Haufen Leser gedacht und eines der entsprechenden Bücher bei Amazon mit einer Menge lustiger Kritiken versehen.

116 of 120 people found the following review helpful:

1.0 out of 5 stars Customers who bought this item also bought…, August 3, 2006

By Rodolfo Zanzibar

This review is from: Are You Missing the Real Estate Boom?: The Boom Will Not Bust and Why Property Values Will Continue to Climb Through the End of the Decade – And How to Profit From Them (Hardcover)
Your Yugo Will Run Forever and How to Set the Land-Speed Record With It.”

Der Autor David Lereah hat übrigens eine gute Geschichte als Kontraindikator. Er hat 2000 ein Buch mit dem Titel “The Rules for Growing Rich: Making Money in the New Information Economy.” geschrieben. 

Wow! Internet- UND Immobilienblase komplett falsch getimed. Quasi der Jim Cramer der Buchautoren oder das Gegenteil von Robert J. Shiller.

Hilarious book reviews: realtor economist’s bubble-inflating books on getting rich through real estate – Boing Boing

oder 

Brilliant Amazon Reviews: David Lereah’s RE Books | The Big Picture

Sarkozy: Höhere Dividende –> Höherer Lohn

So dumm ist die Idee auf den ersten Blick nicht. Wenn auch (zumindest in Deutschland) fast immer auf eine Dividendensteigerung bei Großkonzernen eine Erhöhung der Jahresprämien folgt.

In Frankreich soll es alle Unternehmen treffen, die mehr als 50 Angestellte haben. Die Gewerkschaften als Hüter der Tarifautonomie sind natürlich dagegen. Sarkozy strebt jeweils ein Drittel des Gewinns für Investitionen, Dividende und Lohnprämien an.

Was ich als Idee durchaus gut anhört. Spätestens wenn man weiss, dass von den französischen Unternehmen mit 50 bis 250 Mitarbeitern nur 16,4% überhaupt eine Dividende zahlen, wird dieses Drittel/Drittel/Drittel-Modell wacklig. Und selbst wie die Erhöhungen gekoppelt werden sollen, bleibt unklar.

Es scheint mir eine typische Politikeridee zu sein. Hört sich irgendwie logisch und sinnvoll an, aber in der Praxis stellt sich schnell heraus, warum es diese Lösung noch nicht gibt. Nämlich nicht, weil alle vorher doof waren und noch niemand diese geniale Idee hatte, sondern weil sie schlicht unpraktikabel, also nicht umsetzbar ist. Dummerweise stoppt Politiker letztere Einschränkung manchmal nicht …

(via Gesetzesänderung: Frankreich will Lohnprämien erzwingen – Arbeitsmarkt und Hartz IV – Wirtschaft – FAZ.NET)

J: Industrieproduktion 03/11: -15,3%

Das war angesichts der Erdbeben und Tsunami-Katastrophe zu erwarten/befürchten.

In der Automobilbranche sank die Produktion im März sogar um 57%. Das ist natürlich ein historischer Einbruch.

Nach den Naturkatastrophen: Japans Industrie mit größtem Einbruch aller Zeiten – Konjunktur – Wirtschaft – FAZ.NET

Wie tief es ging, wissen wir jetzt, die spannende Frage ist nun, wie schnell sich Japan wieder erholen wird.

Und da darf man durchaus pessimistisch sein. Zumindest wird es hohe Staatsausgaben bedürfen, die die sowieso schon hohe Staatsverschuldung Japans (etwa 200%/BIP) noch weiter erhöhen wird. Unter anderem deshalb hat die Ratingagentur Standard&Poors gestern den Ausblick für die japanischen Staatsanleihen auf negativ gesenkt.  Das Rating blieb aber (vorerst?) bei AA-, dem vierthöchsten möglichen Wert. Dass Japan bei einer Staatsverschuldung, die deutlich höher als in Griechenland (143%) liegt, noch ein so gutes Rating hat, liegt im Wesentlichen an zwei Gründen: a) Japan hat einen sehr hohen Exportüberschuss und b) liegt die Verschuldung des japanischen Staats vor allem in den Händen der japanischen Verbraucher (und nur zu einem geringen Teil im Ausland).

Weniger Kreditwürdigkeit: S&P stuft Ausblick für Japan herunter | FTD.de