Verstehe ich DAS richtig? Das sollen
3.200.000.000 (3,2 Milliarden) Euro
Hilfe sein?
OK, nur um sicherzugehen … Ich halte das nämlich eher für den WITZ DES TAGES. Allerdings einen ziemlich unlustigen …
Die deutschen Banken sind mit etwa 10 Mrd. Euro in Griechenlandanleihen investiert. Davon werden bis 2014 3,2 Mrd. Euro fällig. 1,2 Mrd. davon liegen in den eh schon staatlichen Bad Banks von HRE und WestLB. Dann bleiben also 2,0 Milliarden, die die deutschen Geschäftsbanken in Griechenlandanleihen halten, die bis 2014 laufen.
Für diese 2,0 Mrd. gilt jetzt das “französische Modell”. 50% davon werden in neue 30jährige Griechenlandbonds investiert. 20% in EU-Anleihen. 30% behalten die Banken direkt gleich.
Wow! Die deutschen Geschäftsbanken investieren eine einzige alberne Milliarde neu in Griechenlandanleihen, die mit 5,5% + BIP Wachstum höhere Zinsen abwerfen als bisher und die Banken nennen das *HILFE*? Und sind scheinbar stolz darauf, weil das ja “freiwillig” sei.
Und vielleicht noch schlimmer: Die Medien nennen alle die 3,2 Mrd … Ja, die Summe stimmt. Denn das sind die 3,2 Mrd, die der europäische Steuerzahler in den Topf wirft, um die griechischen Anleihen zurückzuzahlen (woanders bekommt Griechenland ja kein Geld mehr …). Damit die Banken im Gegenzug 1 Mrd. in höher verzinsliche Papiere tauschen.
Der ganze Deal ist auch deswegen ein Witz, weil der europäische Rettungsfonds ziemlich preiswert Geld am Kapitalmarkt bekommen kann (2,8% bei der letzten Emission, also nur etwa 0,5% mehr Zinsen als bei einer Bundesanleihe). Zu dem Zins von 5,5% + BIP Wachstum kann der Staat das Geld auch selber an Griechenland verleihen …
Für alles weitere verweise ich auf meinen alten Artikel:
Ich fass das alles nicht. Das ganze Angebot, die Darstellung und die Pressereaktion darauf sind in meinen Augen eine Frechheit … (auch wenn ich manchen Medien immerhin der laut Ackerman “substanzielle” Beitrag als “kleiner Finger” oder “symbolische Geste” beschrieben wird).
Update (20:22):
Blicklog nennt die Pressemitteilung des BMFI treffend “Gesülze”
Die Banken machen übrigens nur “im Rahmen der wirtschaftlichen und rechtlichen Möglichkeiten” mit. Also nicht einmal das ist sicher …
Update 2 (20:49):
Ach so, eigentlich wollte ich im ersten Update noch den Link auf das PDF mit Pressemitteilung einbauen:
http://www.bundesfinanzministerium.de/nn_1270/DE/Wirtschaft__und__Verwaltung/Europa/20110630-Griechenland-anl-D,templateId=raw,property=publicationFile.pdf
Bundesministerium der Finanzen: Beteiligung privater Gläubiger an der Unterstützung für Griechenland
Update 3 (22:37):
Mit der gebührenden Zurückhaltung, die ein Massenmedium wohl “draufhaben” muss, bringt die FTD einen durchaus passenden Kommentar. Darin wird sowohl die Summe halbwegs sinnvoll dargestellt (wenn auch nicht ganz auf die 1 Mrd. runtergerechnet) als auch der hohe Zins erwähnt.
Man hätte aber auch ruhig noch darstellen können, dass die 3,2 Mrd. die Summe sind, die der Steuerzahler aufbringt, indem die Anleihen getilgt werden. Und die Banken nur 1 Mrd. in diesen Topf zurückschütten …
Bankenbeteiligung: Ein Beiträgchen für Griechenland | FTD.de
Update 4 (04.07.11):
Habe in meinem Hauptblog nochmal was dazu geschrieben. Das ist vielleicht noch von Interesse: